Valentin Dikul ist ein russischer Zirkusathlet und
gleichzeitig sehr erfolgreicher Reha-Therapeut in Moskau. Dieses Doppelleben
alleine ist schon Grund zum Aufmerken, außerhalb des russischen Sprachraums ist
er jedoch kaum bekannt. Machte er vor ein paar Jahren etwas kurzlebig durch
dubiose „Weltrekorde“ im Powerlifting auf sich aufmerksam, ist er mittlerweile
wieder von der Bildfläche verschwunden. Wir von der A.H.A. finden, Valentin
Dikul hat mehr Anklang verdient und er ist unser Pilot für eine neue Artikelreihe
„Harter Kern im Fokus“, in der wir Euch immer wieder illustre Persönlichkeiten
rund um den Kraftsport vorstellen werden. Viel Spaß!
Dikul wurde 1948 in Lettland geboren. Der Vater ist
im Krieg gefallen und die Mutter starb bei seiner Geburt. Dikuls Kindheit war
geprägt von Hunger und Überlebenskampf in den Wirren der Nachkriegszeit. Er war
schon früh fasziniert vom Zirkus und hat sich ganze Tage aus dem Waisenhaus
weggeschlichen, um die Aufführungen zu bewundern und den Alltag der Akrobaten
zu erleben. Für ihn war damals klar, dass er sich dem Wanderzirkus anschließen
würde und als er alt genug war, setzte er sein Vorhaben in die Tat um. Dikul war
sehr talentiert und lernte schnell die nötige Akrobatik und das Jonglieren - er
blieb schließlich beim Trapez hängen (Vorsicht: Wortspiel!). Bei seiner ersten
Vorstellung war er zarte fünfzehn Jahre alt und bereits äußerst fit.
Das Schicksal holte ihn nur ein Jahr später ein: 1962 riss
während einer Aufführung ein Stahlseil und er stürzte mehr als zehn Meter in die
Tiefe. Er hatte unter Anderem gebrochene Wirbel und war ab der Hüfte abwärts gelähmt
mit einer unguten Prognose seitens der damaligen Ärzte. Sein eiserner Wille und
der unbändige Wunsch, eines Tages wieder als Akrobat aufzutreten, ließen Valentin Dikul selbstverständlich
nicht zur Ruhe kommen. Sofort nach seinem Krankenhausaufenthalt begann er
entgegen der ärztlichen Ratschläge mit einem beinharten Trainingsprogramm.
Er trainierte seinen Oberkörper mit Gewichten und zwang
seine Beine durch selbsterfundene Mobilitätsübungen sozusagen zu neuem Leben.
Mehr als einmal wurde er, vom Training endlos erschöpft, schlafend neben den
Hanteln auf dem Boden seines Zimmers gefunden. Laut Dikul war seine Theorie die,
dass er durch die zwanghafte Bewegung der Beine und den Muskelreiz neue
Nervenbahnen und kleinere Muskelgruppen stimulieren könne, welche dann vorerst
die Arbeit seiner vorrübergehend lahmgelegten Beine ankurbeln. Man darf nicht
außer Acht lassen, dass Menschen wie Valentin Dikul wahrscheinlich mental ebenfalls
aus einem besonders harten Holz geschnitzt sind und er eine Kapitulation unter
keinen Umständen akzeptiert hätte.
Nach sechs grausamen Jahren war es dann soweit: Dikul konnte
aus eigener Kraft aus seinem Rollstuhl aufstehen und mit äußerst unsicheren
Minischritten den Raum durchqueren.
Long story short: Heute ist Dikul immer noch am Start. Nach
seiner weiteren Genesung unter eigener Regie ging er zurück zum Zirkus, aber
dieses mal als Eisenakrobat:
80 kg Rundgewicht ist nicht übel für einen Ex-Rollstuhlfahrer.
In den letzten vier Jahrzehnten ist Dikul ein sehr erfolgreicher Therapeut für
orthopädische Totalschäden aus aller Welt geworden und empfängt zwischen seinen
Trainingseinheiten und der abendlichen Vorführung seine Patienten. Bewegte Bilder sagen
mehr als (meine) tausend Worte und im Anschluss habe ich noch eine englische Doku für Euch. Heute ist Dikul 66 Jahre alt und immer noch unter schwerem Gewicht zu finden.
In diesem Sinne:
„Sag
niemals Nie!“
Ein Gutes Neues
Coach Bernd
Nur zwei Worte. Faszinierend und motivierent
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